Ökumenischer Gedenkgang durch Mülheim – Erinnerung an den „Peter-und-Paul-Angriff“ vor 75 Jahren
Ein ökumenischer Gedenkgang erinnerte am vergangenen Samstag an den sogenannten „Peter-und-Paul-Angriff“ am 29. Juni 1943. Armin Beuscher, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Lindenthal, und Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses in der Stadt Köln, führten gemeinsam mit Stadtführer Günther Leitner durch historische Orte der Kirchengeschichte Mülheims. Dabei erinnerten sie nicht nur an die bitteren Kriegsjahre, sondern auch an die Sehnsucht nach Frieden.
139 Angriffe bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
In der Liebfrauenkirche gab es einen gemeinsamen liturgischen Impuls von Gregor Stiels und Armin Beuscher, der dem Gedenken an die Opfer der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg und der Opfer des Nationalsozialismus gewidmet war. Stiels erklärte, dass es dem neuen Vorstand des Katholikenausschusses wichtig sei, die Tradition des Gedenkgangs aufrecht zu erhalten. Die Versöhnung als stetige Aufgabe stellte Beuscher in den Vordergrund, deren Symbol einer weltweiten Versöhnung das Nagelkreuz von Coventry sei. Seit 2016 steht das Kreuz in der Kölner Antoniterkirche.
Am 29. Juni 1943, dem Gedenktag an Peter und Paul, zerstörte ein englischer Luftangriff über 6.000 Gebäude, darunter zwei Krankenhäuser und 17 Kirchen. Über 4.000 Menschen starben und 230.000 wurden obdachlos. Ziel war es, das Leben in der Stadt zum Erliegen zu bringen. Viele Zwangsarbeiter-Betriebe konnten die Arbeit aber wieder aufnehmen und stellten die Infrastruktur schnell wieder her. Weitere verheerende Angriffe waren die Folge, insgesamt 139 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
Lange Geschichte religiöser Freiheit in Mülheim
Stadtführer Günther Leitner, der selbst in Mülheim aufgewachsen ist, führte anekdotenreich durch die Geschichte des Kölner Stadtteils. Stationen des Gedenkgangs waren auf katholischer Seite die Liebfrauenkirche und die Clemenskirche, auf evangelischer die Luther-Notkirche und die Friedenskirche. Der Turm der alten Lutherkirche gilt als Mahnmal für den Frieden. Auch der Synagogenplatz, an dem bis zum 9. November 1938 die Mülheimer Synagoge stand, war eine wichtige Station des Gedenkwegs. Hier erinnerte Stadtführer Leitner an die lange Geschichte religiöser Freiheit in Mülheim. Neben der katholischen Kirche war die Gesellschaft des Ortes, der ehemals zum Herzogtum Berg gehörte, ebenso von protestantischen Konfessionen wie dem Judentum geprägt.
Armin Beuscher hatte den ökumenischen Gedenkgang mit der ehemaligen Vorsitzenden des Katholikenausschusses, Hannelore Bartscherer, ins Leben gerufen. Zum sechsten Mal fand er dieses Jahr statt.